Dr. Steffi de Jong
Adresse
Historisches Institut
Neuere Geschichte
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln
Philosophikum, Room 3.113
Tel.: +49 0221 470 1194
Forschungsinteressen
Die Geschichte des Re-enactments mit einem Fokus auf performative, immersive und authentifizierende Praktiken der Vermittlung und Aneignung von Geschichte im Rahmen von Hoffesten und der Aufführung lebender Bilder, Künstlerfesten, historischen Umzügen, historistischem Theater und archäologischen Experimenten im 19. Jahrhundert
Sinnesgeschichte mit einem Fokus auf Sound in Museen
Neue Medien und Erinnerung mit einem Fokus auf die digitale Erinnerung an den Holocaust
Der Zeitzeuge als Träger von Geschichte und Erinnerung auf der Schwelle zwischen kulturellem und kommunikativem Gedächtnis, populärer Geschichtsdarstellung und Oral History
Aktuelle Forschungsprojekte
Performter Historismus. Praktiken des Re-enactments im 19. Jahrhundert
Ein Projekt finanziert durch die Gerda Henkel Stiftung
November 2020 - November 2022
Das, was wir heute Re-enactment nennen, hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert. Ziel dieses Projekts ist es durch eine mikrogeschichtliche Analyse einzelner Beispiele zu untersuchen, wie und warum sich zwischen ca. 1780 und 1900 Kriterien und Praktiken einer authentifizierenden, immersiven und performativen Darstellung der Vergangenheit entwickelten. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einer bisher vernachlässigten Historisierung der Public History und des kulturellen Gedächtnisses und will der häufig postulierten These, dass Re-enactments ein postmodernes Phänomen seien, widersprechen. Es geht von drei ineinander übergehenden Phasen aus in denen sich Re-enactments von einem Medium der Unterhaltung (ca. 1780-1840), über eine Methode der Bildung (ca. 1840-1870) zu einer Forschungspraxis entwickelten (ab 1890). Re-enactments waren dabei, so die These, eine kulturelle Praxis um grundlegende gesellschaftliche Veränderungen zu verarbeiten. Sie waren eine Reaktion auf: ein durch die Aufklärung und die Französische Revolution zerrüttetes Zeitverständnis (erste Phase), das revolutionäre Zeitalter (zweite Phase) und die beginnende Hochmoderne (dritte Phase).
Einen Volg zum Projekt findet sich auf dem L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/was_sind_reenactments?nav_id=10371
Witness Auschwitz? Digitale Rekonstruktionen von Konzentrationslagern am Anfang einer digital-somatischen Phase der Holocausterinnerung
Ein Projekt finanziert durch das Grimme Forschungskolleg
Projektlaufzeit Januar 2020 - Dezember 2020
In Zusammenarbeit mit Thomas Tekster (Grimme Institut)
Zur Zeit etabliert sich ein neues Medium für die Darstellung des Holocaust: digitale Lagerrekonstrukti- onen, oft in Form von virtual und augmented reality. So soll beispielweise die Simulation Witness: Auschwitz es erlauben, das ‚Alltagsleben‘ im Lager nachzuempfinden. Unter Erinnerungsakteur*innen werden diese Rekonstruktionen kontrovers diskutiert. Noch fehlt allerdings eine medienwissenschaft- liche und historische Einordnung, sowie eine erinnerungstheoretische Reflexion dieser neuen Erinne- rungsmedien. Genau dies soll in diesem Projekt unter Rückgriff auf die Begriffe von Immersion, Affekt und Leibgedächtnis geleistet werden. Dabei wird von der Hypothese ausgegangen, dass die Rekon- struktionen am Anfang einer neuen Phase der Holocausterinnerung stehen: der digital-somatische Phase. In dieser Phase soll Erinnerung nicht mehr vornehmlich kognitiv stattfinden: über affektive und somatische Strategien wird der Körper Teil des Erinnerungsprozesses.
Link zur Seite des Projektes auf der Hompage des Grimme Forschungskollegs:https://www.grimme-forschungskolleg.de/portfolio/witness-auschwitz-2020/
Zukunft der Objekte - Objekte der Zukunft: Digitalisierung historischer Sammlungen im Kölner Raum
Ein Projekt finanziert durch die RheinEnergie Stiftung, in Kooperation mit Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit).
Projektkoordination: Dr. Steffi de Jong, Mitarbeiter*innen: Luca Jacobs, Kim Opgenoorth, Janek Cordes
Digitale Technologien eröffnen viele Möglichkeiten der Erfassung, Bearbeitung, Vernetzung und Repräsentation von kulturellen Artefakten in historischen Sammlungen. Im Rahmen des Projektes soll exemplarisch untersucht werden, wie sich digitale Transformation auf das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft auswirkt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, was Digitalisierung für historische Objekte bedeutet und welche Funktion diese als analoge und digitale Repräsentationen von Vergangenheit haben. Drei aufeinander aufbauende Module -- Erhebung, Symposium und wissenschaftliche Auswertung -- sollen dabei Aufschluss über digitale Strategien und Praktiken in Kölner kulturellen Institutionen geben und diese im Horizont der Debatte über "Digital Memory" reflektieren. Das Institut für Neuere und Neueste Geschichte arbeitet hierfür mit diversen kulturellen Institutionen der Stadt Köln zusammen.
Link zum Eintrag bei der RheinEnergie Stiftung:
Lebenslauf
seit 04/2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität zu Köln |
2013-2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Faculty of Arts and Social Sciences an der Maastricht University |
2008 - 2012 | Doktorandin im Forschungsprojekt “Exhibiting Europe” an der Norwegian University of Science and Technology, Trondheim Dissertation: The Witness as Object. Video Testimony in Memorial Museums |
2009-2010 | Forschungsaufenthalt am Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität, Berlin. |
2007-2008 | MA “Analysing Europe” an der Maastricht University und an der Jagiellonischen Universität Krakau Masterarbeit: Europe on Show. Exhibiting European Culture and History in Museums. |
2006-2007 | Europäischer Freiwilligendienst im Büro für Auslandsbeziehungen der Provinz Padua |
2003-2006 | BA English Literature and Drama/Theatre Studies an der Royal Holloway, University of London (First Class Honours). |
1984 | Geburt |
Publikationen
Monographie
de Jong, Steffi (2018). The Witness as Object. Video Testimonies in Memorial Museums. New York: Berghahn Books.
Rezensionen: Yaniv Feller, In Reading Religion
Ruth Rosenberger, In H-Soz-u-Kult
Artikel
de Jong, Steffi (2018). Sentimental Education. Sound and Silence at History Museums. In Museum and Society 16 (1): 88-106.
de Jong, Steffi (2013). Im Spiegel der Geschichten. Objekte und Zeitzeugenvideos in Museen des Holocaust und des Zweiten Weltkrieges.In WerkstattGeschichte 62, pp.19-41.
de Jong, Steffi (2011). Is this us? The Construction of European Woman/Man in It’s our history!. In Culture Unbound, 4, pp. 369-383:
Buchkapitel
de Jong, Steffi (2021), "Vor Gettysburg. Vorläufer des Reenactments im 19. Jahrhundert". In Juliane Tomann & Sabine Stach (Hrsg.), Historisches Reenactment. Aktuelle Forschungsperspektiven auf ein geschichtskulturelles Phänomen, Berlin: de Gruyter.
de Jong, Steffi (2021), "Die Zeitzeug*in. In Mathias Berek et al. (Hrsg.), Handbuch sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung, Berlin: Springer. URL: https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007%2F978-3-658-26593-9_139-1
de Jong, Steffi (2018), „Wir sollten auch die Lücken in der Überlieferung aufzeigen“. Steffi de Jong im Gespräch mit Alexander Kraus zum Umgang mit Zeitzeugnissen in Holocaustausstellungen. In Alexander Kraus, Alexander Nedelkovski & Anita Placenti-Grau (Hrsg.), Ein Erinnerungs- und Lernort entsteht. Die Gedenkstätte KZ-Außenlager Laagberg in Wolfsburg, Frankfurt & New York: Campus, S.69-93.
de Jong, Steffi (2018), „Museum“, In Daniel Morat & Hansjakob Ziemer (Hrsg.), Handbuch Sound, Berlin: J.B. Metzler, S.291-295.
de Jong, Steffi (2015). Mediatised Memory. Video Testimonies in Museums. In Michelle Henning (Hrsg.), The International Handbook of Museum Studies: Museum Media. Chichester: Wiley-Blackwell.
de Jong, Steffi (2012). Who is History? The Use of Autobiographical Accounts in History Museums. In Kate Hill (Hrsg.), Museums and Biographies: Stories, Objects, Identities. Woodbridge: Boydell and Brewer (2012), pp. 295-308.
de Jong, Steffi (2011). Bewegte Objekte. Zur Musealisierung des Zeitzeugen. In Sibylle Schmidt, Sibylle Krämer, Ramon Voges (Hrsg.), Politik der Zeugenschaft. Zur Kritik einer Wissenspraxis. Bielefeld: transcript, pp. 243-264.
Weitere Publikationen:
de Jong, Steffi, Jacobs, Luca & Opgenoorth, Kim (2020), Zukunft der Objekte, Zukunft des akademischen Austauschs? Blog Public History Weekly
de Jong, Steffi (2020), Witness Auschwitz? Wie VR Zeugenschaft verändert. Blog Public History Weekly
de Jong, Steffi (2019), „Eine einzigartige Rundfahrt“. Das Motiv des Reisens in immersiven Medien vom Panorama zum TimeRide. In Blog Moral Icons
de Jong, Steffi (2018). Lässt sich der koloniale Blick umdrehen? Das Rautenstrauch-Joest Museum befasst sich mit der Pionierarbeit seines früheren Direktors Julius Lips. Blog Wie weiter mit Humboldts Erbe.Ethnografische Sammlungen neu denken
de Jong, Steffi (2018). Immersive Räume und empathische Begegnungen. Hologramme und Zeitzeugenvideos als Medien der Holocausterinnerung. Blog Moral Icons
de Jong, Steffi (2017). Von der Massenschlacht zum Cyborg. Kriegsbilder 1497-1917-2017. Blog Moral Icons
de Jong, Steffi (2015). Von Hologrammen und sprechenden Füchsen. Holocausterinnerung 3.0, Vortrag auf der Tagung #Erinnern_Kontrovers
Rezensionen und Ausstellungsbesprechungen:
de Jong, Steffi (2021). Tagungsbericht: Workshop Reconfiguring History beyond Disciplinarity, Imre Kertész Kolleg Jena, Universität Warschau, 16.04.2021 - 17.04.2021
de Jong, Steffi (2020). Rezension: Pinchevski, Amit, Transmitted Wounds. Media and the Mediation of Trauma. Oxford: Oxford University Press, In H-Soz-Kult
de Jong, Steffi (2019). Ausstellungsbesprechung, Angst. Eine deutsche Gefühlslage?, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 10.10.2018-19.05.2019. In H-Soz-u-Kult
de Jong, Steffi (2016). Rezension: Elpers, Sophie & Palm, Anna (eds.) (2013). Die Musealisierung der Gegenwart. Von Grenzen und Chancen des Sammelns in kulturhistorischen Museen. Bielefeld: transcript, In: H-soz-Kult:
de Jong, Steffi (2016). Rezension: von Stieglitz, Leo & Brune, Thomas (eds.) (2015). Hin und Her. Dialoge in Museen zur Alltagskultur. Aktuelle Positionen zu Besucherpartizipation. Bielefeld: transcript, in Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde 2016.
de Jong, Steffi (2015).Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau POLIN Dauerausstellung. Ausstellungsbesprechung.WerkstattGeschichte 69, 83-88.
de Jong, Steffi (2015). Rezension: Meijer-van Mensch, Léontine & Tietmeyer, Elisabeth (eds.) (2013). Participative Strategies in Collecting the Present. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Vol. 63. In: Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde 2015
Interviews/ Public History
Interview (26/06/2015) anläßlich des Besuchs der britischen Königin Elisabeth II in der Gedenkstätte Bergen-Belsen für Phoenix vor Ort
Interview (09/07/2015) über Holocausterinnerung 3.0 für die Bundeszentrale für politische Bildung
Seminare
SS 2019 “Das Archiv und der Zeuge.” Zeugenschaft des Holocaust (Einführungsseminar)
SS 2018 Der Mensch ist was er isst!? Eine Kulturgeschichte der Ernährung und des Geschmacks im globalen Westen seit der Neuzeit (Einführungsseminar)
SS 2017 Nation und Erinnerung (Einführungsseminar)
WS 2016/2017 “There is Something in the Air.” Eine Geschichte des Hörens und der Klänge (Einführungsseminar)
SS 2016 Museumsrundgänge. Museen als Wissensräume (Arbeitskurs)
Der Holocaust. Ereignis und Erinnerung im digitalen Zeitalter (zusammen mit Prof. Dr. Habbo Knoch, Hauptseminar)
WS 2015/2016 Dinggeschichten. Eine Geschichte des Sammelns (Einführungsseminar)
SS 2015 Vom Musentempel zum Science Centre. Eine Geschichte des Museums (Einführungsseminar)
WS 2015/2016 “Das Archiv und der Zeuge.” Zeugenschaft des Holocaust (Einführungsseminar)