NS-Gedenkstätten sind ein integraler Bestandteil der bundesdeutschen Erinnerungslandschaft, die Verpflichtung auf die Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen wird auch auf politischer Ebene regelmäßig betont. Folglich adressieren sowohl Schulen als auch politische Institutionen die Gedenkstätten als Lernorte, die u.a. gegen antidemokratische Tendenzen in der Gesellschaft schützen sollen. In der Praxis stellt sich diese Aufgabenstellung sehr heterogen dar: So sollen Gedenkstätten u.a. historisches Wissen vermitteln, einen emotionalen Zugang zum Thema ermöglichen und einen reflektierten Transfer von Geschichte in die Gegenwart ermöglichen.
Daraus ergeben sich komplexe fachliche, emotionale und pädagogische Ansprüche an die Vermittlungsarbeit der pädagogischen Mitarbeitenden an Gedenkstätten. Diese erfordern von ihnen unter anderem emotionale Belastbarkeit und die Fähigkeit, vielfältige Themen in Bildungssettings identifizieren und adressieren zu können. Hinzu kommen eine notwendige Sensibilität für die Zugänge und Bedürfnisse der Besuchenden und ausgeprägte pädagogische und kommunikative Kompetenzen.
Diese Anforderungen treffen allerdings auf eine vielfältig aufgestellte Gedenkstättenlandschaft. Ansprüche und Ziele der pädagogischen Arbeit an Gedenkstätten sind unterschiedlich stark bestimmt und unterscheiden sich zum Teil deutlich. Dies betrifft auch ihre Finanzierung und Organisation. Weite Teile der Forschung nehmen diese Vielschichtigkeit zwar wahr, allerdings fehlt es bislang an fundierten empirischen und analytischen Positionsbestimmungen. Ausgehend von dieser Leerstelle ist es Ziel des Promotionsvorhabens, einen grundlegenden Beitrag zur Rolle von pädagogischen Mitarbeitenden und deren inhaltlicher Arbeit in Gedenkstätten aus einer geschichtsdidaktischen Perspektive zu liefern. Die anleitende und übergeordnete Frage hierzu lautet:
- Welche Bildungsziele sollen pädagogische Mitarbeitende an Gedenkstätten umsetzen und wie werden sie dafür an den Orten fortgebildet und begleitet?
In der empirischen Forschung zu gedenkstättenpädagogischen Zielen und ihrer Wirksamkeit, fehlt es bisher an praktischer Forschung zur Frage, nach welchen Konzepten an Gedenkstätten pädagogisch gearbeitet wird und wie die pädagogischen Mitarbeitenden für ihre Arbeit aus- bzw. fortgebildet und in ihrer praktischen Arbeit begleitet werden. D.h. es fehlt an Forschung zur Übersetzung von theoretischen Ansätzen in praktische Arbeit; also zur Frage, was es braucht, um als pädagogische Mitarbeitende die Bildungsziele der Gedenkstätten adäquat umsetzen zu können.
Das Dissertationsvorhaben will hier ansetzen und die Umsetzung gedenkstättenpädagogischer Theorie in der Praxis, sowie den Lehr- Lernprozess in der Gedenkstätte als Bildungsinstitution nach Innen geschichtsdidaktisch erforschen.