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Kurzexposé Dissertationsprojekt

Titel: Grundlagen Historischer Bildung in fachdidaktischer Perspektive

„Der Geschichtsunterricht muss in dem anstehenden Veränderungsprozess nicht neu ‚erfunden‘ werden, aber er bedarf unter den veränderten Bedingungen, für die PISA eine Metapher ist, dringend einer stimmigen bildungstheoretischen Rahmung.“

Hilke Günther-Arndt (2005)
 

A. Ziele der Arbeit

Die anzufertigende Arbeit verfolgt zwei Forschungsziele. Zum einen unternimmt sie – dem Problemaufriss entsprechend – den Versuch, ein disziplingeschichtlich verankertes, bildungstheoretisches Fundament für die Geschichtsdidaktik zu legen. Dieses soll im Sinne einer Vorarbeit die Grundlage für die Entwicklung einer Theorie historischer Bildung abgeben, die in der Geschichtsdidaktik immer noch ein Desiderat darstellt.

Es ist beabsichtigt, die bedeutenden bildungstheoretischen Überlegungen, die in der Geschichtsdidaktik von 1945 bis in die Gegenwart hinein entwickelt wurden systematisch nach geschichtsdidaktischen Prinzipien zu untersuchen (Vgl. Abb. 1), so dass ein differenziertes disziplingeschichtliches Überblickswerk entsteht. Auf diese Weise treten kontinuierliche und diskontinuierliche Entwicklungslinien des geschichtsdidaktischen Bildungsbegriffs zu Tage. Die Arbeit versucht also auch, disziplingeschichtliche Entwicklungen im Zusammenhang mit der Idee historischer Bildung in Augenschein zu nehmen.

Mit der Anwendung der besagten geschichtsdidaktischen Systematik ((Vgl. Abb. 1) ist das zweite Forschungsziel verbunden. Auf Grund der interdisziplinären Ausrichtung der Geschichtsdidaktik gilt es in der Disziplin als ausgemacht, dass es keine genuine geschichtsdidaktische Forschungsmethode gibt. Dem ist zuzustimmen, allerdings ist zugleich auch anzuerkennen, dass dieser Umstand für die Geschichtsdidaktik ein grundlegendes epistemologisches Problem darstellt, denn eine Wissenschaft kann ihren wissenschaftlichen Status und damit verbunden ihre Existenzberechtigung erst insofern wirklich behaupten, als sie neben einer eigenen Forschungsthematik auch eine eigene Forschungsmethode ausgebildet hat. In diesem Sinne unternimmt diese Arbeit den Versuch, erstmalig eine Forschungssystematik zu erproben, die den Regelkreis geschichtsdidaktischen Denkens als Ausgangpunkt berücksichtigt (vgl. dazu auch den Abschnitt E. Methode), damit genuin disziplinspezifisch vorgeht und einen zweiten theoretischen Grundstein für die Geschichtsdidaktische Forschung zu legen vermag.

Meine Forschungsziele wären also erreicht, wenn der Geschichtsdidaktik nach Veröffentlichung des Werkes ein Nachschlagewerk zur Verfügung stünde, dass für die Forschung im bildungstheoretischen, aber auch im disziplingeschichtlichen Bereich genutzt werden könnte. Und zum zweiten, wenn es mir gelänge, die Anwendbarkeit der zu Grunde gelegte Forschungssystematik als genuin geschichtsdidaktisches Forschungsinstrument unter Beweis zu stellen.

 

B. Methode

Die in diesem Projekt angestrebte Untersuchung von bildungstheoretischen Überlegungen in der Geschichtsdidaktik im Zeitraum von 1945-2010 versteht sich als eine disziplingeschichtliche Untersuchung, die der Genese und der Morphologie der Kategorie Historischer Bildung in der Geschichtsdidaktik nachzugehen sucht. Disziplingeschichtlich ausgerichtete Forschungsarbeiten stellen in der neueren Geschichtsdidaktik ein etabliertes Forschungsfeld dar (Vgl. Huhn, 1975; Herbst 1977; Bergmann, 1982; Mayer, 1985; Leidinger, 1988; Kuss, 1994; Hasberg, 2001, 2007). Daher haben sich in diesem Forschungsbereich bereits verschiedene disziplinspezifische Forschungsmethoden- und Systematiken entwickelt und erprobt. Für diese Arbeit bietet sich als disziplinspezifisches Analysewerkzeug der Regelkreis Geschichtsdidaktischen Denkens an, den Wolfgang Hasberg in Anlehnung an den Rüsen‘schen Regelkreis Geschichtsdidaktischen Denkens (1996) in mehreren Stufen entwickelt hat (Vgl. Abb. 1). Diese Systematik geschichtsdidaktischen Denken stellt ein sehr differenziertes Analyseraster bereit, das wegen seiner domänenspezifischen Ausrichtung den Vorzug bietet, die Aussagekraft der zu untersuchenden bildungstheoretischen Überlegung an einem fachbezogenen Maßstab zu messen. Es entsteht gewissermaßen die Möglichkeit, die Geschichte der Geschichtsdidaktik im Kategorienbereich Historischer Bildung mit dem Blick eines Geschichtsdidaktikers zu betrachten.

Dieser Regelkreis hat seine Zuverlässigkeit als Analyseraster bereits in zwei geschichtsdidaktischen Untersuchung zur Geschichte der Disziplin unter Beweis gestellt: Zum einen in Geschichtsdidaktik(er) im Griff des Nationalsozialismus? (2005) und in Modernisierung im Umbruch: Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht nach 1945 (2008). Nun soll er seine Brauchbarkeit in einer kategorial ausgerichteten Untersuchung unter Beweis stellen.

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